Manchmal tragen die redlichen Bemühungen der Studierenden, in einer wissenschaftlichen Arbeit alles detailliert zu erläutern, seltsame Blüten. Dabei geht es um Aussagen, die zwar gut gemeint sein mögen, aber zur inhaltlichen Ausarbeitung keinen Beitrag leisten und daher überflüssig sind. Entsprechende Sätze finden sich in der gesamten Arbeit, vor allem wenn es darum geht, die inhaltlichen Schwerpunkte zu einem Kapitel zu beschreiben. Bereits in der Einleitung taucht hin und wieder der Satz auf: „Die Bachelorarbeit beginnt mit einer Einleitung.“ Diese Feststellung ist natürlich nicht falsch, aber völlig nutzlos. Die Einleitung ist notwendiger Bestandteil in jeder Bachelor- und Masterarbeit. Die Aussage hat also keinen Neuigkeitswert.
Der Allgemeinplatz („locus communis“) macht die Arbeit langatmig, langweilig und führt zu uninspirierten Gedankengängen. Der Hinweis „Der Hauptteil der Arbeit besteht aus vier Kapiteln“ bedarf keiner Erwähnung, denn diese Information geht bereits aus dem Inhaltsverzeichnis hervor. Ein weiteres Beispiel ist der einführende Satz „Im Folgenden geht es um den Entwurf eines Marketingkonzeptes.“ Auch dieser Satz ist überflüssig, wenn das Kapitel den gleichlautenden Titel „Entwurf eines Marketingkonzeptes“ trägt. Vermeiden Sie es, den Titel im Text erneut zu nennen, es sei denn, Sie möchten auf bestimmte Aspekte hinweisen, mit denen Sie Unklarheiten oder Missverständnisse ausräumen.
Allgemeinplätze – oberflächlich, substanzlos und langweilig
Wirklich peinlich wird es, wenn folgende Aussage auftaucht: „Die Literaturrecherche hat ein sehr gutes Verständnis für die komplexen Theoriebereiche und die nicht triviale Beziehung zwischen den Studien geschaffen.“ Ganz davon abgesehen, dass der Autor der Abschlussarbeit selbst nicht beurteilen sollte, ob seine Ausführungen wirklich „ein sehr gutes Verständnis“ über die genannten Inhalte vermitteln, ist der Informationswert einer solchen Aussage gleich null. So oder so wird diese Art von Eigenlob nicht mit einer guten Note honoriert. Theorien sind in der Wissenschaft immer komplex und eine wissenschaftliche Arbeit kann viele Eigenschaften haben, sie aber auf jeden Fall nicht trivial.
Ein weiteres Beispiel aus der Giftküche des wissenschaftlichen Arbeitens ist folgende Feststellung: „Im Verlauf der Arbeit wurden aus den detaillierten Ergebnissen Erkenntnisse abgeleitet, die zu Annahmen geführt haben. Die Annahmen können ihrerseits die Grundlage für weiter vertiefende Studien darstellen.“ Immerhin schafft der Autor es, in verkürzter Form ein wesentliches Merkmal eines Forschungsprozesses zu beschreiben, aber mit dem Thema der Abschlussarbeit haben solche Aussagen nichts zu tun.
Leser sind für jede neue Erkenntnis dankbar
Der sehr häufig verwendete Satz „Die Arbeit endet mit einem Fazit und Ausblick“ ist ebenfalls entbehrlich, weil das Schlusskapitel – wie die Einleitung – notwendiger Bestandteil der Abschlussarbeit ist. Ohne eine Ergebnisdarstellung fallen Sie sehenden Auges durch. Es ist an sich nur sinnvoll, das Schlusskapitel zu erwähnen, wenn Sie bestimmte Akzente setzen möchten, sei es, dass Sie auf inhaltliche Schwerpunkte oder auf eine bestimmte Form der Ergebnisdarstellung (z. B. thesenartige Zusammenfassung) hinweisen. Eine Gemeinsamkeit der aufgeführten Beispielsätze besteht darin, dass sie in jeder wissenschaftlichen Arbeit stehen könnten, aber das Thema nicht voranbringen. Vermeiden Sie unbedingt Sätze, die für sich selbst sprechen und Allgemeinplätze bedienen, die keinen inhaltlichen Beitrag zu dem zu untersuchenden Thema leisten. Der Text wirkt langatmig und mit Ballast ausgestattet, was die Geduld Ihrer Gutachterin bzw. Ihres Gutachters unnötig strapaziert und sich negativ auf die Bewertung der Abschlussarbeit auswirkt. Jeder Satz muss einen unmittelbaren und eindeutigen Bezug zum Thema haben.
Falls Sie weitere Fragen zur Ausarbeitung von Abschlussarbeiten haben, können Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an mich wenden.